Unsere kommenden Veranstaltungen:
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Reihe 75 Jahre Grundgesetz - mehr Demokratie wagen! (Prgogramm)
Sonnabend, 19.10.2024
Ort: ver.di-Höfe, Goseriede 10, Hannover
Veranstaltung in Kooperation mit Friedrich Ebert Stiftung - andesbüro Niedersachsen, DGB Niedersachsen, Bildungswerk ver.di Niedersachsen
Workshop - Ablaufplan
11:00 Uhr
Eine kritische Würdigung des Grundgesetzes
von Dr. Rainer Litten
Das Grundgesetz gilt es als liberale bundesstaatliche Verfassung, entstanden in demokratischer Tradition zu würdigen. Es verarbeitet Erfahrungen mit dem Nationalsozialismus und der Weimarer Reichsverfassung. Und es grenzt sich zu den Staatsmodellen der UdSSR und den osteuropäischen Volksdemokratien ab, u. a. durch einklagbare Grundrechte, Rechtsstaatlichkeit und die Einrichtung einer Verfassungsgerichtsbarkeit. Ein zweiter Schwerpunkt soll auf den Veränderungen der Verfassung bis zum Beitritt der ostdeutschen Bundesländer liegen, z. B. Wehrverfassung, Notstandsrecht und informationelle Selbstbestimmung, um nur einige Veränderungen zu nennen. Mit der Wiedervereinigung wurden verfassungsrechtliche Chancen verpasst, allerdings auch Weiterentwicklungen vollzogen: Revitalisierung des Föderalismus, Gleichstellung von Männern und Frauen, Schutz der Behinderten und natürlichen Lebensgrundlagen, die Schuldenbremse sowie die aktuellen Diskussionen um den Schutz des Bundesverfassungsgerichts vor Deformation.
Dr. Rainer Litten – Studium von Philosophie und Rechtswissenschaft in Marburg, Hamburg und Göttingen; zuletzt Staatssekretär des Niedersächsischen Justizministeriums, später der Ministerien für Justiz und Soziales in Mecklenburg-Vorpommern; seit 2007 Ruhestand
12:30 – 13:30 Pause
13:30 Uhr
Das Grundgesetz neu lesen: am Beispiel Volksentscheid und Vergesellschaftung in der Berliner Mietenbewegung
von Ralf Hoffrogge
In der öffentlichen Erinnerung hatte die „Soziale Marktwirtschaft“ lange Verfassungsrang – erst der Volksentscheid der Initiative Deutsche Wohnen & Co Enteignen inspirierte seit der ersten Unterschriftensammlung 2019 Debatten, die zu einer nicht neuen, aber für viele erstaunlichen Erkenntnis kamen: das Grundgesetz legte 1949 die Wirtschaftsverfassung der Bundesrepublik nicht fest. Es nennt Privateigentum ebenso wie Gemeineigentum, „Gemeinwirtschaft“ als nicht-profitorientierte Form des Wirtschaftens und gibt ihm eine starke Stellung. Erst spätere Änderungen wie die heute wieder in der Kritik stehende „Schuldenbremse“ engten den Spielraum von Bund und Ländern stark ein - beseitigten jedoch nicht die Möglichkeit einer Gemeinwirtschaft. Bisher ist die neue Lesart des Grundgesetzes der größte Erfolg der Bewegung. Durchsetzen konnte sie eine Vergesellschaftung jedoch bisher nicht.
Ralf Hoffrogge – Historiker (ZZF Potsdam/Ruhr-Universität Bochum), Schwerpunkte Gewerkschaften, Wirtschaftsdemokratie, Arbeiterbewegungen; Aktiv bei Deutsche Wohnen & Co Enteignen
15:00 Uhr
Ökologische Demokratie
mit Dr. Andreas Fisahn
Nach letzten Veröffentlichungen zu den Themen „Marktkonforme Demokratie und repressive Toleranz“, „Oben, unten, rechts und links“ sowie zu „Demokratie in Gefahr – 75 Jahre Grundgesetz“ beleuchtet Andreas Fisahn in seiner neuesten Publikation, angesichts der Klimakrise und den Blockierungen ihrer Bewältigung die Frage, inwieweit eine ökologisch ausgerichtete Demokratie einen Beitrag leisten kann.
Dr. Andreas Fisahn – Studium Jura, Sport, Philosophie Geschichte, Promotion in Göttingen zu „Franz Neumann“ und Habilitation in Bremen zu „Demokratie und Öffentlichkeitsbeteiligung“; seit 2004 Professor für öffentliches Recht und Rechtstheorie in Bielefeld
16:30 Uhr
Voraussichtliches Ende
Anmeldung an das Bildungswerk ver.di: [email protected]
Mittwoch, 23.10.2024, 19:00 Uhr (Einladung)
Rechte Bedrohungsallianzen
Wilhelm Heitmeyer, Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG), Universität Bielefeld
Moderation: Dr. Arno Brandt
Ort: ver.di-Höfe, Goseriede 10, 30159 Hannover
Eine Veranstaltung in Kooperation mit Bildungswerk ver.di, Bildungsverein Hannover, QBK Hannover
Die Gefährdung der Demokratie durch den Aufstieg des Autoritären Nationalradikalismus der AfD Rassistisches Partygegröle auf Sylt, Ausschreitungen mit Todesfolge in Chemnitz oder gezielter Mord in Kassel/Wolfhagen: immer wieder wird die Frage diskutiert, ob es sich bei rechtsextrem motivierten Vergehen um Taten isolierter Einzeltäter handelt oder ob ein Zusammenhang zu bestimmten Parteien und Ideologien besteht. Wilhelm Heitmeyer hat dazu bereits 2012 das Modell eines Konzentrischen Eskalationskontinuums entwickelt: ganz außen stehen menschenfeindliche Einstellungen der Bevölkerung, im Zentrum terroristische Zellen, dazwischen organisierte Akteure, ‚Vordenker‘, systemfeindliche Milieus und Unterstützernetzwerke.
Eintritt frei
Reihe 75 Jahre Grundgesetz - mehr Demokratie wagen! (Prgogramm)
Mittwoch, 06.11.2024, 19:00 Uhr
Demokratie als Autonomie – ein Alternativentwurf zur liberalen Oligarchie
Vortrag von Dr. Harald Wolf
Ort: ver.di-Höfe, Goseriede 10, Hannover
Das Demokratieverständnis der „freiheitlichen demokratischen Grundordnung“ Deutschlands ist ein repräsentatives und prozedurales: Es rückt die Repräsentation des Volkes durch Vertreter und Parteien sowie politische Verfahren ins Zentrum von Politik. Ein darüber hinaus gehendes Demokratieverständnis müsste dagegen Demokratie als Autonomie denken und einrichten: als eine gesellschaftliche Ordnung, die in allen gesellschaftlichen Bereichen – nicht zuletzt in der Wirtschaft – demokratisch organisiert ist und auf direkt bzw. rätedemokratischen Entscheidungsverfahren beruht. Zu den theoretischen Wegbereitern einer solchen alternativen Politikkonzeption gehört der in Griechenland geborene französische Denker Cornelius Castoriadis, dessen Alternativentwurfs von Demokratie als Autonomie präsentiert und zur Diskussion gestellt werden wird.
Dr. Harald Wolf – Soziologe, lebt in Göttingen und lehrte an den Universitäten Göttingen, Kassel, Heidelberg und Duisburg-Essen. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Wandel der Arbeit, Arbeitnehmermentalitäten sowie Sozialtheorie. Er ist Mitherausgeber (mit Michael Halfbrodt) der Ausgewählten Schriften von Cornelius Castoriadis (bisher 9 Bände, 2006-2021) sowie Redaktion der Zeitschrift „Im Labyrinth – Hefte für Autonomie“ (seit 2018).
Anmeldung an das Bildungswerk ver.di: [email protected]
Mittwoch, 13.11.2024, 19 Uhr (Einladung)
Anpassung – Leitmotiv der nächsten Gesellschaft
Vortrag von Philipp Staab (HU Berlin, Institut für Sozialwissenschaften)
ver.di-Höfe, Goseriede 10, Hannover
Eine Veranstaltung in Kooperation mit Bildungswerk ver.di, Bildungsverein Hannover, QBK Hannover
Der Optimismus, dass die Zukunft besser oder zumindest nicht schlechter wird als die Gegenwart, ist deutlich erschüttert. Krisen und Krisenmanagement sind zum Signum unserer Zeit geworden und bestimmen die Politik und die gesellschaftliche Befindlichkeit – geht es heute nicht zuletzt darum, die Auswirkungen der diversen Krisen abzuschwächen. Der Berliner Sozialwissenschaftler Philipp Staab geht deshalb davon aus, dass Fragen der Selbsterhaltung künftig jene der individuellen wie kollektiven Selbstentfaltung überlagern – Anpassung wird zum Leitmotiv der kommenden Gesellschaft.
Eintritt frei
Mittwoch, 21.11.2024, 19 Uhr
Frieden schaffen – Mehr Diplomatie wagen!
Mit Johannes Schraps, Helga Schwitzer und Ingar Solty
Ort: ver.di-Höfe, Goseriede 10, Hannover
Eine Veranstaltung in Kooperation mit Friedrich-Ebert-Stiftung – Landesbüro Niedersachsen, Friedensbüro Hannover, IG Metall Niedersachsen, Evangelisch-Lutherische Landeskirche Hannover, Bildungswerk ver.di Niedersachsen, Arbeit und Leben Niedersachsen, DGB Niedersachsen
„Wir sollten niemals aus Furcht verhandeln. Aber wir sollten Verhandlungen auch niemals fürchten.“ (John F. Kennedy, 1961) Seit zweieinhalb Jahren leiden die Menschen in der Ukraine unter dem Angriffskrieg Russlands. Die Ukraine verteidigt sich mit Waffen, was ihr gutes Recht ist.
Mit zunehmender Kriegsdauer wird aber auch deutlicher, dass friedenspolitische Initiativen dringend benötigt werden. In Folge des Krieges verändert sich die Sicherheitsarchitektur in ganz Europa: So wird in Deutschland über die Stationierung von neuen Mittelstreckenraketen diskutiert und für die Bundeswehr wurde ein Sondervermögen im Grundgesetz verankert, während die Mittel für Investitionen in Infrastruktur und Sozialstaat knapp sind.
Wie kann der Krieg in der Ukraine beendet werden? Droht eine neue Blockkonfrontation die Weltpolitik zu bestimmen? Wieviel Rüstung ist nötig? Diese Fragen wollen wir am 21. November 2024 gemeinsam mit Johannes Schraps (Mitglied des Deutschen Bundestages, SPD), Helga Schwitzer (IG Metall) und Ingar Solty (Autor) diskutieren.
Eintritt frei. Eine Anmeldung ist nicht nötig.
Freitag, 15.11.2024, 15-21 Uhr (Programm)
Peter-von-Oertzen-Symposium
Bausteine für einen demokratischen Sozialismus im 21. Jahrhundert
Ort: Arbeit und Leben Niedersachsen, Arndtstraße 20, 30167 Hannover
Das Symposium ist eine Kooperationsveranstaltung mit SPD, Arbeit und Leben Niedersachsen, Bildungswerk ver.di Niedersachsen, DGB Niedersachsen, spw – Zeitschrift für sozialistische Politik und Wirtschaft, Perspektiven ds – Zeitschrift für Gesellschaftsanalyse und Reformpolitik.
Der demokratische Sozialist Peter von Oertzen wäre am 2. September 100 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass soll im Rahmen eines Symposiums der Frage nachgegangen werden, was heute noch Bausteine für einen demokratischen Sozialismus sein können.
Vorträge von
Wolfgang Jüttner: Peter von Oertzen und der demokratische Sozialismus
Klaus Dörre: Nachhaltiger Sozialismus – eine konkrete Utopie
Michael Vester: Die emotionale Dimension sozialer Gerechtigkeit: Geschichte und Aktualität einer moralischen Ökonomie nach E.P. Thompson
Sabine Nuss: Wessen Freiheit, welche Gleichheit – Das Versprechen einer anderen Vergesellschaftung
Arno Brandt: Zur Aktualität Karl Polanyis Verständnis eines demokratischen Sozialismus
Hendrik Küppers: Eduard Bernsteins Beitrag zum demokratischen Sozialismus
Franziska Wiethold und Werner Widuckel: Perspektiven der Wirtschaftsdemokratie
Moderation: Thilo Scholle
Anmeldungen unter: [email protected]
Montag, 25.11.2023, 19 Uhr (Einladung)
Reihe Große ÖkonomInnen
Friedrich August von Hayek – Wohlstand, Wachstum, kapitalistische Entwicklung
Einführung von Stephan Schulmeister, Wien
Moderation: Arno Brandt, Forum für Politik und Kultur
Ort: Künstlerhaus, Sophienstraße 2, 30159 Hannover
Veranstaltung in Zusammenarbeit mit Friedrich-Ebert-Stiftung Landesbüro Niedersachsen, Arbeit und Leben Niedersachsen, Bildungswerk ver.di Niedersachsen, DGB Niedersachsen, Keynes-Gesellschaft – Regionalgruppe Nord
Friedrich August von Hayek (1899–1992) war ein österreichischer Ökonom, ein Theoretiker des Neoliberalismus und ein Praktiker in dessen weltweiter Verbreitung, insbesondere durch die von ihm 1947 gegründete Mont Pèlerin Society. Sie vernetzte Wirtschaftswissenschafter mit einflussreichen Journalisten und reichen Förderern. Zur globalen Verbreitung der neoliberalen Ideologie regte Hayek auch die Gründung von „Think Tanks“ an (heute sind es etwa 400). 1974 erhielt er zusammen mit Gunnar Myrdal den Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften. Wie die Ökonomen der „Schule von Chicago“ (Milton Friedman und Co.) lehnte Hayek staatliche Eingriffe in Marktprozesse grundsätzlich ab. Während die „Chicago boys“ dies aus der Allgemeinen Gleichgewichtstheorie ableiteten, entwickelte Hayek eine wesentlich originellere theoretische Fundierung der neoliberalen Forderungen: Angesichts von genereller Unsicherheit und beschränktem Wissen der einzelnen Akteure stellen Marktprozesse ein Such- und Entdeckungsverfahren dar. Es koordiniert durch – sich permanent verändernde – Preissignale und damit auf dezentrale Weise die Entscheidungen aller Akteure. Zentrale Stabsstellen in einer Planwirtschaft können das Koordinationsproblem nicht lösen. Die Instabilität einer Marktwirtschaft sei die notwendige Folge ihrer dynamischen Anpassung an sich ändernde Umstände. Allerdings hat Hayek – im Gegensatz zu Keynes – die spezifische Instabilität der Finanzmärkte nie untersucht. Sein Argument war immer ein prinzipielles. Daraus folgte nicht nur seine Ablehnung makroökonomischer Politik, sondern auch sozialstaatlicher Interventionen – sie würden den „Weg zur Knechtschaft“ ebnen (so der Titel seines einflussreichsten Bestsellers aus dem Jahr 1944). Hayeks libertäre Theorie war auch anschlussfähig für Vertreter autoritärer und undemokratischer Staatsformen. So hat Hayek den Putsch von Pinochet gegen den demokratisch gewählten chilenischen Präsidenten verteidigt, in dessen Folge es zu massiven Menschenrechtsverbrechen kam. Heute wird Friedrich von Hayek von einem größeren Kreis von Ökonomen und Politikern verehrt, die sich immer noch nicht mit dem demokratischen Sozialstaats versöhnt haben.
Stephan Schulmeister
1965–1972 Studium der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften
1972–2012 Mitarbeiter am Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO)
Forschungsschwerpunkte: Spekulation auf den Finanzmärkten und ihre realwirtschaftlichen Konsequenzen, Einfluss des Zinsniveaus auf Wirtschaftswachstum, Beschäftigung und Staatsverschuldung, Analyse der längerfristigen Entwicklung der Weltwirtschaft. Lehrtätigkeit an der Universität Wien, der Wirtschaftsuniversität Wien sowie an mehreren Fachhochschulen.
Auszeichnungen:
2013 - Österreichisches Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst I. Klasse
2018 - Bruno-Kreisky-Preis für das politische Buch ‚Der Weg zur Prosperität
2020 - Preis der Keynes-Gesellschaft für wissenschaftliche Publikation für ‚Der Weg zur Prosperität‘
Bitte anmelden über die FES-Homepage: https://www.fes.de/veranstaltungen/veranstaltungsdetail/277094
Reihe 75 Jahre Grundgesetz - mehr Demokratie wagen! (Prgogramm)
Donnerstag, 16.01.2025, 19.00 Uhr
Zur Aktualität der Sozialstaatsnorm im Grundgesetz
Vortrag von Prof. Michael Buckmiller
Ort: ver.di-Höfe, Goseriede 10, Hannover
Schon wenige Jahre nach Verabschiedung des Grundgesetzes stand der Verfassungstext links von der Realität: Man versuchte die zentrale Norm, dass die Bundesrepublik ein demokratischer und sozialer Rechtsstaat ist, zurückzudrängen, wie sie in der Abendroth-Forsthoff-Kontroverse 1953 deutlich zum Ausdruck kam. Der Abend wird sich mit der Aktualität dieser Kontroverse eingehend befassen.
Anmeldung an das Bildungswerk ver.di: [email protected]
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Reihe 75 Jahre Grundgesetz - mehr Demokratie wagen! (Prgogramm)
Sonnabend, 19.10.2024
Ort: ver.di-Höfe, Goseriede 10, Hannover
Veranstaltung in Kooperation mit Friedrich Ebert Stiftung - andesbüro Niedersachsen, DGB Niedersachsen, Bildungswerk ver.di Niedersachsen
Workshop - Ablaufplan
11:00 Uhr
Eine kritische Würdigung des Grundgesetzes
von Dr. Rainer Litten
Das Grundgesetz gilt es als liberale bundesstaatliche Verfassung, entstanden in demokratischer Tradition zu würdigen. Es verarbeitet Erfahrungen mit dem Nationalsozialismus und der Weimarer Reichsverfassung. Und es grenzt sich zu den Staatsmodellen der UdSSR und den osteuropäischen Volksdemokratien ab, u. a. durch einklagbare Grundrechte, Rechtsstaatlichkeit und die Einrichtung einer Verfassungsgerichtsbarkeit. Ein zweiter Schwerpunkt soll auf den Veränderungen der Verfassung bis zum Beitritt der ostdeutschen Bundesländer liegen, z. B. Wehrverfassung, Notstandsrecht und informationelle Selbstbestimmung, um nur einige Veränderungen zu nennen. Mit der Wiedervereinigung wurden verfassungsrechtliche Chancen verpasst, allerdings auch Weiterentwicklungen vollzogen: Revitalisierung des Föderalismus, Gleichstellung von Männern und Frauen, Schutz der Behinderten und natürlichen Lebensgrundlagen, die Schuldenbremse sowie die aktuellen Diskussionen um den Schutz des Bundesverfassungsgerichts vor Deformation.
Dr. Rainer Litten – Studium von Philosophie und Rechtswissenschaft in Marburg, Hamburg und Göttingen; zuletzt Staatssekretär des Niedersächsischen Justizministeriums, später der Ministerien für Justiz und Soziales in Mecklenburg-Vorpommern; seit 2007 Ruhestand
12:30 – 13:30 Pause
13:30 Uhr
Das Grundgesetz neu lesen: am Beispiel Volksentscheid und Vergesellschaftung in der Berliner Mietenbewegung
von Ralf Hoffrogge
In der öffentlichen Erinnerung hatte die „Soziale Marktwirtschaft“ lange Verfassungsrang – erst der Volksentscheid der Initiative Deutsche Wohnen & Co Enteignen inspirierte seit der ersten Unterschriftensammlung 2019 Debatten, die zu einer nicht neuen, aber für viele erstaunlichen Erkenntnis kamen: das Grundgesetz legte 1949 die Wirtschaftsverfassung der Bundesrepublik nicht fest. Es nennt Privateigentum ebenso wie Gemeineigentum, „Gemeinwirtschaft“ als nicht-profitorientierte Form des Wirtschaftens und gibt ihm eine starke Stellung. Erst spätere Änderungen wie die heute wieder in der Kritik stehende „Schuldenbremse“ engten den Spielraum von Bund und Ländern stark ein - beseitigten jedoch nicht die Möglichkeit einer Gemeinwirtschaft. Bisher ist die neue Lesart des Grundgesetzes der größte Erfolg der Bewegung. Durchsetzen konnte sie eine Vergesellschaftung jedoch bisher nicht.
Ralf Hoffrogge – Historiker (ZZF Potsdam/Ruhr-Universität Bochum), Schwerpunkte Gewerkschaften, Wirtschaftsdemokratie, Arbeiterbewegungen; Aktiv bei Deutsche Wohnen & Co Enteignen
15:00 Uhr
Ökologische Demokratie
mit Dr. Andreas Fisahn
Nach letzten Veröffentlichungen zu den Themen „Marktkonforme Demokratie und repressive Toleranz“, „Oben, unten, rechts und links“ sowie zu „Demokratie in Gefahr – 75 Jahre Grundgesetz“ beleuchtet Andreas Fisahn in seiner neuesten Publikation, angesichts der Klimakrise und den Blockierungen ihrer Bewältigung die Frage, inwieweit eine ökologisch ausgerichtete Demokratie einen Beitrag leisten kann.
Dr. Andreas Fisahn – Studium Jura, Sport, Philosophie Geschichte, Promotion in Göttingen zu „Franz Neumann“ und Habilitation in Bremen zu „Demokratie und Öffentlichkeitsbeteiligung“; seit 2004 Professor für öffentliches Recht und Rechtstheorie in Bielefeld
16:30 Uhr
Voraussichtliches Ende
Anmeldung an das Bildungswerk ver.di: [email protected]
Mittwoch, 23.10.2024, 19:00 Uhr (Einladung)
Rechte Bedrohungsallianzen
Wilhelm Heitmeyer, Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG), Universität Bielefeld
Moderation: Dr. Arno Brandt
Ort: ver.di-Höfe, Goseriede 10, 30159 Hannover
Eine Veranstaltung in Kooperation mit Bildungswerk ver.di, Bildungsverein Hannover, QBK Hannover
Die Gefährdung der Demokratie durch den Aufstieg des Autoritären Nationalradikalismus der AfD Rassistisches Partygegröle auf Sylt, Ausschreitungen mit Todesfolge in Chemnitz oder gezielter Mord in Kassel/Wolfhagen: immer wieder wird die Frage diskutiert, ob es sich bei rechtsextrem motivierten Vergehen um Taten isolierter Einzeltäter handelt oder ob ein Zusammenhang zu bestimmten Parteien und Ideologien besteht. Wilhelm Heitmeyer hat dazu bereits 2012 das Modell eines Konzentrischen Eskalationskontinuums entwickelt: ganz außen stehen menschenfeindliche Einstellungen der Bevölkerung, im Zentrum terroristische Zellen, dazwischen organisierte Akteure, ‚Vordenker‘, systemfeindliche Milieus und Unterstützernetzwerke.
Eintritt frei
Reihe 75 Jahre Grundgesetz - mehr Demokratie wagen! (Prgogramm)
Mittwoch, 06.11.2024, 19:00 Uhr
Demokratie als Autonomie – ein Alternativentwurf zur liberalen Oligarchie
Vortrag von Dr. Harald Wolf
Ort: ver.di-Höfe, Goseriede 10, Hannover
Das Demokratieverständnis der „freiheitlichen demokratischen Grundordnung“ Deutschlands ist ein repräsentatives und prozedurales: Es rückt die Repräsentation des Volkes durch Vertreter und Parteien sowie politische Verfahren ins Zentrum von Politik. Ein darüber hinaus gehendes Demokratieverständnis müsste dagegen Demokratie als Autonomie denken und einrichten: als eine gesellschaftliche Ordnung, die in allen gesellschaftlichen Bereichen – nicht zuletzt in der Wirtschaft – demokratisch organisiert ist und auf direkt bzw. rätedemokratischen Entscheidungsverfahren beruht. Zu den theoretischen Wegbereitern einer solchen alternativen Politikkonzeption gehört der in Griechenland geborene französische Denker Cornelius Castoriadis, dessen Alternativentwurfs von Demokratie als Autonomie präsentiert und zur Diskussion gestellt werden wird.
Dr. Harald Wolf – Soziologe, lebt in Göttingen und lehrte an den Universitäten Göttingen, Kassel, Heidelberg und Duisburg-Essen. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Wandel der Arbeit, Arbeitnehmermentalitäten sowie Sozialtheorie. Er ist Mitherausgeber (mit Michael Halfbrodt) der Ausgewählten Schriften von Cornelius Castoriadis (bisher 9 Bände, 2006-2021) sowie Redaktion der Zeitschrift „Im Labyrinth – Hefte für Autonomie“ (seit 2018).
Anmeldung an das Bildungswerk ver.di: [email protected]
Mittwoch, 13.11.2024, 19 Uhr (Einladung)
Anpassung – Leitmotiv der nächsten Gesellschaft
Vortrag von Philipp Staab (HU Berlin, Institut für Sozialwissenschaften)
ver.di-Höfe, Goseriede 10, Hannover
Eine Veranstaltung in Kooperation mit Bildungswerk ver.di, Bildungsverein Hannover, QBK Hannover
Der Optimismus, dass die Zukunft besser oder zumindest nicht schlechter wird als die Gegenwart, ist deutlich erschüttert. Krisen und Krisenmanagement sind zum Signum unserer Zeit geworden und bestimmen die Politik und die gesellschaftliche Befindlichkeit – geht es heute nicht zuletzt darum, die Auswirkungen der diversen Krisen abzuschwächen. Der Berliner Sozialwissenschaftler Philipp Staab geht deshalb davon aus, dass Fragen der Selbsterhaltung künftig jene der individuellen wie kollektiven Selbstentfaltung überlagern – Anpassung wird zum Leitmotiv der kommenden Gesellschaft.
Eintritt frei
Mittwoch, 21.11.2024, 19 Uhr
Frieden schaffen – Mehr Diplomatie wagen!
Mit Johannes Schraps, Helga Schwitzer und Ingar Solty
Ort: ver.di-Höfe, Goseriede 10, Hannover
Eine Veranstaltung in Kooperation mit Friedrich-Ebert-Stiftung – Landesbüro Niedersachsen, Friedensbüro Hannover, IG Metall Niedersachsen, Evangelisch-Lutherische Landeskirche Hannover, Bildungswerk ver.di Niedersachsen, Arbeit und Leben Niedersachsen, DGB Niedersachsen
„Wir sollten niemals aus Furcht verhandeln. Aber wir sollten Verhandlungen auch niemals fürchten.“ (John F. Kennedy, 1961) Seit zweieinhalb Jahren leiden die Menschen in der Ukraine unter dem Angriffskrieg Russlands. Die Ukraine verteidigt sich mit Waffen, was ihr gutes Recht ist.
Mit zunehmender Kriegsdauer wird aber auch deutlicher, dass friedenspolitische Initiativen dringend benötigt werden. In Folge des Krieges verändert sich die Sicherheitsarchitektur in ganz Europa: So wird in Deutschland über die Stationierung von neuen Mittelstreckenraketen diskutiert und für die Bundeswehr wurde ein Sondervermögen im Grundgesetz verankert, während die Mittel für Investitionen in Infrastruktur und Sozialstaat knapp sind.
Wie kann der Krieg in der Ukraine beendet werden? Droht eine neue Blockkonfrontation die Weltpolitik zu bestimmen? Wieviel Rüstung ist nötig? Diese Fragen wollen wir am 21. November 2024 gemeinsam mit Johannes Schraps (Mitglied des Deutschen Bundestages, SPD), Helga Schwitzer (IG Metall) und Ingar Solty (Autor) diskutieren.
Eintritt frei. Eine Anmeldung ist nicht nötig.
Freitag, 15.11.2024, 15-21 Uhr (Programm)
Peter-von-Oertzen-Symposium
Bausteine für einen demokratischen Sozialismus im 21. Jahrhundert
Ort: Arbeit und Leben Niedersachsen, Arndtstraße 20, 30167 Hannover
Das Symposium ist eine Kooperationsveranstaltung mit SPD, Arbeit und Leben Niedersachsen, Bildungswerk ver.di Niedersachsen, DGB Niedersachsen, spw – Zeitschrift für sozialistische Politik und Wirtschaft, Perspektiven ds – Zeitschrift für Gesellschaftsanalyse und Reformpolitik.
Der demokratische Sozialist Peter von Oertzen wäre am 2. September 100 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass soll im Rahmen eines Symposiums der Frage nachgegangen werden, was heute noch Bausteine für einen demokratischen Sozialismus sein können.
Vorträge von
Wolfgang Jüttner: Peter von Oertzen und der demokratische Sozialismus
Klaus Dörre: Nachhaltiger Sozialismus – eine konkrete Utopie
Michael Vester: Die emotionale Dimension sozialer Gerechtigkeit: Geschichte und Aktualität einer moralischen Ökonomie nach E.P. Thompson
Sabine Nuss: Wessen Freiheit, welche Gleichheit – Das Versprechen einer anderen Vergesellschaftung
Arno Brandt: Zur Aktualität Karl Polanyis Verständnis eines demokratischen Sozialismus
Hendrik Küppers: Eduard Bernsteins Beitrag zum demokratischen Sozialismus
Franziska Wiethold und Werner Widuckel: Perspektiven der Wirtschaftsdemokratie
Moderation: Thilo Scholle
Anmeldungen unter: [email protected]
Montag, 25.11.2023, 19 Uhr (Einladung)
Reihe Große ÖkonomInnen
Friedrich August von Hayek – Wohlstand, Wachstum, kapitalistische Entwicklung
Einführung von Stephan Schulmeister, Wien
Moderation: Arno Brandt, Forum für Politik und Kultur
Ort: Künstlerhaus, Sophienstraße 2, 30159 Hannover
Veranstaltung in Zusammenarbeit mit Friedrich-Ebert-Stiftung Landesbüro Niedersachsen, Arbeit und Leben Niedersachsen, Bildungswerk ver.di Niedersachsen, DGB Niedersachsen, Keynes-Gesellschaft – Regionalgruppe Nord
Friedrich August von Hayek (1899–1992) war ein österreichischer Ökonom, ein Theoretiker des Neoliberalismus und ein Praktiker in dessen weltweiter Verbreitung, insbesondere durch die von ihm 1947 gegründete Mont Pèlerin Society. Sie vernetzte Wirtschaftswissenschafter mit einflussreichen Journalisten und reichen Förderern. Zur globalen Verbreitung der neoliberalen Ideologie regte Hayek auch die Gründung von „Think Tanks“ an (heute sind es etwa 400). 1974 erhielt er zusammen mit Gunnar Myrdal den Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften. Wie die Ökonomen der „Schule von Chicago“ (Milton Friedman und Co.) lehnte Hayek staatliche Eingriffe in Marktprozesse grundsätzlich ab. Während die „Chicago boys“ dies aus der Allgemeinen Gleichgewichtstheorie ableiteten, entwickelte Hayek eine wesentlich originellere theoretische Fundierung der neoliberalen Forderungen: Angesichts von genereller Unsicherheit und beschränktem Wissen der einzelnen Akteure stellen Marktprozesse ein Such- und Entdeckungsverfahren dar. Es koordiniert durch – sich permanent verändernde – Preissignale und damit auf dezentrale Weise die Entscheidungen aller Akteure. Zentrale Stabsstellen in einer Planwirtschaft können das Koordinationsproblem nicht lösen. Die Instabilität einer Marktwirtschaft sei die notwendige Folge ihrer dynamischen Anpassung an sich ändernde Umstände. Allerdings hat Hayek – im Gegensatz zu Keynes – die spezifische Instabilität der Finanzmärkte nie untersucht. Sein Argument war immer ein prinzipielles. Daraus folgte nicht nur seine Ablehnung makroökonomischer Politik, sondern auch sozialstaatlicher Interventionen – sie würden den „Weg zur Knechtschaft“ ebnen (so der Titel seines einflussreichsten Bestsellers aus dem Jahr 1944). Hayeks libertäre Theorie war auch anschlussfähig für Vertreter autoritärer und undemokratischer Staatsformen. So hat Hayek den Putsch von Pinochet gegen den demokratisch gewählten chilenischen Präsidenten verteidigt, in dessen Folge es zu massiven Menschenrechtsverbrechen kam. Heute wird Friedrich von Hayek von einem größeren Kreis von Ökonomen und Politikern verehrt, die sich immer noch nicht mit dem demokratischen Sozialstaats versöhnt haben.
Stephan Schulmeister
1965–1972 Studium der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften
1972–2012 Mitarbeiter am Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO)
Forschungsschwerpunkte: Spekulation auf den Finanzmärkten und ihre realwirtschaftlichen Konsequenzen, Einfluss des Zinsniveaus auf Wirtschaftswachstum, Beschäftigung und Staatsverschuldung, Analyse der längerfristigen Entwicklung der Weltwirtschaft. Lehrtätigkeit an der Universität Wien, der Wirtschaftsuniversität Wien sowie an mehreren Fachhochschulen.
Auszeichnungen:
2013 - Österreichisches Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst I. Klasse
2018 - Bruno-Kreisky-Preis für das politische Buch ‚Der Weg zur Prosperität
2020 - Preis der Keynes-Gesellschaft für wissenschaftliche Publikation für ‚Der Weg zur Prosperität‘
Bitte anmelden über die FES-Homepage: https://www.fes.de/veranstaltungen/veranstaltungsdetail/277094
Reihe 75 Jahre Grundgesetz - mehr Demokratie wagen! (Prgogramm)
Donnerstag, 16.01.2025, 19.00 Uhr
Zur Aktualität der Sozialstaatsnorm im Grundgesetz
Vortrag von Prof. Michael Buckmiller
Ort: ver.di-Höfe, Goseriede 10, Hannover
Schon wenige Jahre nach Verabschiedung des Grundgesetzes stand der Verfassungstext links von der Realität: Man versuchte die zentrale Norm, dass die Bundesrepublik ein demokratischer und sozialer Rechtsstaat ist, zurückzudrängen, wie sie in der Abendroth-Forsthoff-Kontroverse 1953 deutlich zum Ausdruck kam. Der Abend wird sich mit der Aktualität dieser Kontroverse eingehend befassen.
Anmeldung an das Bildungswerk ver.di: [email protected]